Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 2 • Ausgabe 3 • Februar 2000
 

UNSERE ZEIT IN GOTTES HAND

Über die Zeit und wie wir mit ihr umgehen (2. Teil)
von GK Pfarrer Richard Jindra

Wenn wir in der Zeit von Maria Theresia und ihrem Mitregenten und Sohn Josef II. zurückgehen, also in die Zeit vor 200 Jahren, auch die Zeit von Pfarrer Ignaz Wital, der unsere Kirche gewaltig umgebaut hat, hat es damals schon gewaltige Veränderungen gegeben hinsichtlich der Feiertage. Eine Verordnung jagte die andere. So lesen wir in den "Kaiserlich-königlichen Verordnungen in Publico Ecclesiastici" (für den öffentlichen kirchlichen Bereich), die in der Pfarre aufliegen, vom 5.11.1767: "Die willkürlichen Feyertäge auf dem Lande werden abgestellt". Die Marktrichter (d.h. die damaligen Bürgermeister) hatten offensichtlich willkürlich einen Feiertag festgesetzt für ihren Lieblingsheiligen. Der wurde dann schon am Samstag oder am Tag vor dem Fest gefeiert. Die Sonntage wurden genau geregelt. In der Chronik von Traismauer ist zu lesen, daß Personen, die den Gottesdienst geschwänzt hatten, zu einer Strafe von 75 Pfennig verurteilt wurden. Es steht aber auch drinnen: "Taufscheine schöner schreiben!" (14.8.1772).

Es folgt nun eine kleine Chronologie der Verordnungen, die deutlich macht, wie eine Vorschrift die andere gehetzt hat, wie man Feiertage und den Kalender neu zu gestalten versuchte:

14.07.1770 Sonn- u. Feyertagspflicht. Die Jahr- u. Wochenmärkte werden auf den Arbeitstag verlegt.
Die Wirtshäuser sind während des Gottesdienstes zu.

19.07.1771 Wie die Feyertäge im Kalender anzumerken und die Festlänge zu verlegen seyen. Feyertäge werden rot vermerkt.

26.08.1771 An den aufgehobenen Feyertagen ist man nicht schuldig, den Gottesdienst beyzuwohnen.

30.08.1771 Die aufgehobenen Feyertage, wenn sie auf einen Sonntag fallen, werden nicht mit rothen, sondern mit schwarzen Buchstaben im Kalender eingetragen.

13.09.1771 Keiner der aufgehobenen Feyertage außer dem Landespatron darf gefeyert werden. Nicht mehr gefeyert werden: Josefitag, Namen Jesu, Namen Mariä, Schutzengel, Rosenkranzfest.

06.10.1771 Feyertäge, die sonst dispensiert gewesen, werden abgeschafft. Als Feyertage gelten: Ostern, Ostermontag, Pfingstsonntag, Pfingstmontag, Sonntäge, Weihnachten, neue Jahr, Erscheinung des Herrn, Christi Himmelfahrt, Fronleichnam, Maria Lichtmeß, Verkündigung des Herrn, Maria Himmelfahrt, Maria Geburt, Unbefleckte Empfängnis, Apostel Petrus und Paulus, Allerheiligen, Stephan, 1 Patron=18 (heute sind es 11 kirchliche und 2 staatliche Feiertage).

02.01.1772 Die Spektakeln sollen an Sonn- und Feyertag erst um 7 Uhr ihren Anfang nehmen, die Kaffee- u. Wirtshäuser sind von 9-16 Uhr gesperrt, auch soll keine Musik, Spiel, Spazierfahrten gestatten sein.

08.02.1772 Wie man sich zu Sonn- und Feyertägen mit Verkauf der Viktualien zu verhalten hat: Verkauf von Fleisch, Milch, Brot bis 9 Uhr Wirtshäuser von 9 bis 16 Uhr zu Gewürz, Tabak Greißler gar geschlossen.

15.02.1 772 An Sonn- u. Feyertagen sind die Kirchweihmärkte verboten.

22.02.1 772 Dispens von der Sonntagspflicht durch den Pfarrer

11.04.1772 Prozessionen außer Landes und wo Übernachtung notwendig ist, sind verboten, ausgenommen Maria Zell.

14.08.1772 Keine Gruftbestattung in der Kirche mehr (damit ist unsere Gruft in der Kirche hinfällig geworden).

15.03.1773 An Sonn- und gebotenen Feyertagen wird an den umliegenden Orten der Verkauf eingestellt.

Die letzte Reduzierung der Feiertage geschah nach dem 2. Vatikanischen Konzil, wo die Tage Maria Lichtmeß (jetzt Darstellung des Herrn), Maria Verkündigung (jetzt Verkündigung des Herrn), Apostel Petrus und Paulus, ein Kirchenpatron nur mehr im kirchlichen Bereich gefeiert werden.

Der 8. Dezember, der so viel umstritten ist, ist ein Gelübdetag für Österreich und ein vom Staat verordneter. Während der NS-Zeit war er abgeschafft, weil dieser Festtag zu sehr an Österreich erinnert hat. Von dieser Seite her ist es zu überlegen, daß wir ihn ehren.

Zuletzt möchte ich einen Mann zu Wort kommen lassen, der die menschliche Seele neu beleuchtet hat, nämlich Sigmund Freud, der aber trotzdem gesagt hat:
"Die Menschen verkommen, wenn sie kein Feierkleid mehr anziehen".


Pfarrkirche Heiligeneich im Winter

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