Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 6 • Ausgabe 18 • Dezember 2004

 

Heute erzählt uns Josef Strohmayer, Pannenfahrer beim ÖAMTC in Tulln, von einem Tag in seinem Leben:

"Gelbe Engel" werden wir im Volksmund genannt. Dieses Jahr im November werden es zehn Jahre, die ich diesen Beruf schon ausübe. Die Zeit vergeht immer schneller, die Menschen werden immer ungeduldiger und nervöser, wenn das Mittel zu ihrer Mobilität streikt. Daher versucht auch der ÖAMTC, so schnell als möglich zu helfen. In den letzten Jahren hat sich bei uns enorm viel geändert. Speziell die Pannenfahrzeuge wurden mit modernstem Hightech ausgestattet. Vor sechs Jahren sind wir noch mit einem alten Sprechfunkgerät von der Zentrale geleitet worden - heute heißt das Zauberwort "MAPL" (mobiler Arbeitsplatz). Ein im Fahrzeug montierter Laptop bekommt über SMS die Einsätze gesendet, die der Pannenfahrer annehmen und weiter bearbeiten muss. Später werden die geleistete Arbeit und die Mitgliedsdaten eingegeben und zurückgesendet. Eventuell eingebaute Ersatzteile werden mit der integrierten Bankomatkasse oder bar verrechnet. Der Laptop kann auch demontiert und als Diagnosegerät bei Fahrzeugen verwendet werden. Mittels "OBD" (On Board Diagnose) werden dann Fehler festgestellt und korrigiert.

Ich habe bewusst einen "normalen" Tag ausgesucht, denn bei einem eisigen Wintertag und Fenster- oder Urlaubstagen gelten andere Regeln. Veränderte Arbeitszeiten und zusätzliches Personal stehen dann auf der Tagesordnung.

Es ist 5 Uhr 30. Der Wecker beginnt leise zu spielen. Ich bleibe noch eine Viertelstunde liegen, um richtig wach zu werden. Ein kurzer Kuss für Christa, dann stehe ich auf.

Nach dem Waschen, Rasieren und Zähne putzen geht's ab in die Küche. Eine Jause und meistens auch ein Mittagessen sind zum Mitnehmen vorbereitet. Ich ziehe mich an, esse eine Kleinigkeit zum Frühstück, packe alles zusammen und verlasse das Haus.

Halb sieben Uhr morgens. Am Stützpunkt in Tulln angekommen, werden alle Computer und Testgeräte, die der Hallendienst täglich braucht, hochgefahren und bei der Einsatzleitung angemeldet.

Um sieben Uhr ist Dienstbeginn. Es müssen schon drei bis vier Einsätze, meistens nur Starthilfen, die relativ schnell erledigt sind, gemacht werden.

Halb neun Uhr. Im Moment ist alles ruhig. Keine Panne ist gemeldet, daher kann ich mit meinen Kollegen eine kurze Kaffeepause machen. Danach helfe ich in der Prüfhalle mit. Es werden Kauf-, Zustands- und §57a (Pickerl)- Überprüfungen gemacht. Windschutzscheiben werden repariert, Klimaanlagen gefüllt und Fahrwerksvermessungen durchgeführt. Dazwischen kommen noch kleinere Pannen.

10 Uhr 45. Dringender Einsatz auf dem Parkplatz bei der Firma Leiner in Langenrohr. Ein Kleinkind ist im Fahrzeug eingesperrt und der Schlüssel liegt im Kofferraum. Zum Glück ist es ein "Japaner", der sich leicht aufsperren lässt. Das Kind ist schnell befreit. Aber jetzt geht's erst richtig los. Es liegen mehrere Einsätze an:

Ein BMW, der nicht anspringt, ein Toyota mit Marderbissen an den Zündkabeln, ein VW-Bus mit einem "Patschen", ein Mazda, der falsch betankt wurde. Und alle an verschiedenen Orten.

Nach der Reihe wird alles erledigt. Die Mittagspause verschiebt sich dadurch leider auch wieder.

Es ist 13 Uhr 45. Jetzt wird in Ruhe gegessen, denn danach wird sicher wieder einiges los sein.

Halb drei Uhr. Es gibt doch keinen Einsatz, daher helfe ich wieder in der Halle mit.

Um 16 Uhr 45 wird uns gemeldet, dass am Merkur-Parkplatz ein Suzuki Swift steht, der sich nicht aufsperren lässt. Ich probiere es auch, aber der Schlüssel lässt sich einfach nicht umdrehen. Nach kurzer Zeit komme ich drauf, dass der Autobesitzer beim falschen Fahrzeug steht! Das richtige Auto steht eine Reihe weiter und geht wunderbar auf. Man erlebt schon so seine kleinen Wunder als Pannenfahrer!

17 Uhr 30. Noch ein Ein satz bei einem Unfall beim Kreisverkehr bei der alten Donaubrücke und eine Starthilfe beim Krankenhaus.

Sieben Uhr abends. Auf dem Computerdisplay erscheint "Danke, einrücken und Ende".

Ich fahre zurück zum Stützpunkt, stelle das Dienstauto in die Halle und melde mich im System ab.

Bei einem kleinen Bier plaudere ich mit meinen Kollegen über die besonderen Vorkommnisse des heutigen Tages.

Anschließend geht es mit dem eigenen PKW nach Hause.

19 Uhr 45. Zu Hause angekommen, erwarten mich schon meine Kinder und meine Christa. Sie fragt mich: "Und, war viel los?"

Ich antworte ihr: "Nein, wie immer."

Name: Josef Strohmayer

Geboren: 31. Juli 1969 in Tulln

Sternzeichen: Löwe

Wohnhaft: Hütteldorfer Straße 14, Heiligeneich

Beruf: KFZ-Techniker und Landmaschinenmechaniker, Pannenfahrer beim ÖAMTC in Tulln

Ehegattin: Christa, geb. Podezin, Köchin und Kellnerin

Eltern: Josef Strohmayer aus Moosbierbaum, Landwirt in Pension, Maria Strohmayer, geb. Gall, Landwirtin in Moosbierbaum

Bruder: Christian

Schwester: Susanne

Kinder: Nicolas, Daniel und Nina

Werdegang: Volksschule und Hauptschule in Heiligeneich, ein Jahr Handelsschule in Tulln, Lehre als Landmaschinenmechaniker im Raiffeisenlagerhaus Michelhausen, Lehrabschlussprüfung als Landmaschinen- und KFZ-Mechaniker

Hobbies: Laufen, Wandern und Klettern, Motorradfahren

Auto: Audi 80, Bj. 1986, silbergrau

Traumurlaub: Amerika, Asien

Stärken: Ehrlichkeit, Ehrgeiz

Schwächen: Ungeduld

Lieblingsmusik: Popmusik, aktuelle Hitparade, Blasmusik

Lieblingschauspielerin: Nicole Kidman

Lieblingsfarbe: rot

Lieblingsbaum: Lärche

Lieblingsspeise: alles mit Nudeln

Lieblingsgetränk: Bier

Zuletzt gelesenes Buch: "Der Steppenwolf" von Hermann Hesse

Am meisten ärgert mich: der Neid so mancher Leute

Was ich noch unbedingt tun möchte: eine Weltreise machen

Am meisten freut mich: wenn ich vielen Menschen durch meine Arbeit in schwierigen Situationen helfen kann.