Moosbierbaumer
Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
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Die Flakstellung am SchusterbergFolge 1
Vorwort Die unscheinbare Anhöhe in den Ausläufern des Alpenvorlandes zwischen dem südlichen Rand des Tullnerfeldes und dem Perschlingtal ist heute wieder von fruchtbaren Feldern überzogen, die von den fleißigen Bauern der Umgebung bestellt werden. Heute liegt dieser Höhenrücken friedlich da und kaum jemand würde glauben, dass gerade auf diesem "Berg" in jenen Tagen, Anfang 1945, so unsagbares Leid über viele junge Menschen kam. Während meiner Recherchen für die Abhandlung zum Lager Isabella in Trasdorf wurde ich von verschiedenen Zeitzeugen immer wieder auf die Geschehnisse rund um den Schusterberg nördlich von Weinzierl und Ebersdorf während des Zweiten Weltkrieges aufmerksam gemacht. Also begann ich, den Zeitraum Anfang April 1945 näher zu untersuchen. Einige Bücher waren bald gefunden und die Suche nach den "Helden" jener Tage konnte beginnen. Schon zu Beginn musste ich aber erkennen, dass ich die Geschichte des Schusterberges nicht ohne Hintergrundwissen erzählen kann.
Die Lage Bis Mitte 1943 galten im Führerhauptquartier die Donau- und Alpenreichsgaue und die Protektorate Böhmen und Mähren als der Reichsluftschutzkeller".
Es lagen diese Gebiete zwar in der Reichweite der alliierten Bomberflotten, doch konnte man damals solchen Verbänden keinen Jagdschutz bieten. Die alliierten Jagdflieger hatten diese Reichweiten nicht und deshalb wären die Verluste bei den Bombern mangels Begleitschutz zu hoch gewesen. Die Reichsführung nützte diese Tatsache schon im Herbst 1942 und setzte die Sollstärken der Luftverteidigung in der Ostmark erheblich herab, um 120.000 Mann für die Ostfront mobilisieren zu können. Die dortigen Verluste, die der Ostfront allgemein und Stalingrad im Besonderen, sind hinlänglich bekannt. Die sodann geschwächte Luftverteidigung wurde Ende 1942 umorganisiert. Die leichten und mittleren Flakgeschütze um Wien, Wr. Neustadt und um Rüstungsbetriebe wurden nicht mit Luftwaffen-Personal, sondern mit Wehrmachtssoldaten besetzt.
Die zivilen Geschützhelfer Schon um Mitte September 1942 entstanden die Heimat-Flak-Batterien. Auch dafür hatte man keine Luftwaffenmänner mehr. Die Geschütze wurden von "Flak-Wehrmännern" bedient, das waren Belegschaftsangehörige von nahe gelegenen Fabriken, die im Alarmfalle die Geschütze besetzten. Auch bei den Flak-Stellungen um das Werk Moosbierbaum wurden aus der Bevölkerung Geschützgehilfen rekrutiert. Sie mussten, solange der Luftkampf tobte, bei den Geschützen Dienst machen. Aus Heiligeneich beispielsweise wurden folgende Herren
auf den Schusterberg geholt: Aus Weinzierl wurden geholt: Diese Auflistung ist sicherlich nicht vollständig. Sowohl diese Zivilisten als auch die jungen Luftwaffenhelfer waren gemäß Kriegsvölkerrecht keine "Soldaten" und hätten keinesfalls an den Kampfhandlungen teilnehmen dürfen. Hitlers Schergen aber interessierte das natürlich herzlich wenig. Hätte einer der Beteiligten jemals auf diesen Umstand aufmerksam gemacht, er wäre ziemlich sicher im Konzentrationslager gelandet oder wäre an Ort und Stelle erschossen worden.
Die Luftwaffenhelfer Zusätzlich wurden schon damals Schüler höherer Lehranstalten zu den Flak-Batterien eingezogen, wenn sie das 17. Lebensjahr erreicht hatten.
Im Februar 1943 war es mit der Ruhe im "Reichsluftschutz-keller" vorbei. Am 13. dieses Monats griff die 15. US-Luftflotte (15. USAAF = United States Army Air Force) erstmals völlig überraschend die Messerschmitt-Werke und die Rax-Werke (Lokomotivfabrik) in Wr. Neustadt an. Gestartet war die US-Flotte mit 83 B-24 "Liberator" Bombern in Libyen, immerhin 1350 km von Wien entfernt. Der Angriff er folgte durch 61 Flieger, die anderen mussten frühzeitig wegen technischer Probleme umkehren. Die Luftabwehr auf österreichischem Gebiet hatte total versagt. Erst nach dem Angriff stürzten drei Maschinen infolge von Flaktreffern ab. Meine Mutter hatte diesen Tag bestens in Erinnerung. Sie war damals Pflegerin in einem Pferdelazarett wenige Kilometer südlich von Wr. Neustadt. Man war die Ruhe gewöhnt und Mutter nahm gerade mit ein paar Freundinnen ein Sonnenbad auf einer Terrasse als das Brummen der Bomberflotte immer näher kam. Erst als die ersten Bomben auf die Stadt fielen, erkannte man, dass diese Flieger keine eigenen waren. Es war dies ein Angriff der Alliierten! Die Stadt und die umliegenden Rüstungsbetriebe wurden schwer getroffen, aber das Pferdelazarett glücklicherweise nicht. Trotzdem verlegte man dieses schon vor der Intensivierung der Luftangriffe weiter nach Westen in den Raum Enns.
Verstärkung kommt Schnellstens wurde die Fliegerabwehr im Großraum Wien und Wr. Neustadt völlig umgruppiert und verstärkt. Bei den nächsten Angriffen erwartete die Amerikaner heftigste Gegenwehr und gemeinsam mit den Jagdfliegern fügte man den Angreifern erhebliche Verluste zu. Anfang 1944 begann man auch um Moosbierbaum Flak-Einheiten zu stationieren. Die erste Fliegerabwehr bestand aus Ballonsperren und leichten und mittleren Flak-Batterien vom Kaliber 2 cm und 3,7 cm. Es war nicht schwer, sich in die Absichten der Alliierten hineinzudenken. Durch das intensive Bombardement von Industriezielen war leicht zu erkennen, dass man Moosbierbaums Werke schon bald angreifen würde. In Moosbierbaum wurden damals bis zu 20% der gesamten Reichsproduktion an Flugbenzin erzeugt. Die Ausschaltung dieser Produktion sollte die Luftwaffe lahm legen. Laufend wurden aus allen Teilen des Reiches Flak-Kräfte zur Verstärkung in die Ostmark verlegt. Am 24. Mai 1944 trafen beispielsweise eine Nebelbatterie und eine Flak-Batterie aus Bordeaux, Frankreich, in Moosbierbaum ein. Die Vernebelung des ganzen Landstriches war eine weitere Schutzmaßnahme gegen die Luftangriffe. Je nach Windrichtung wurde chemisch erzeugter Nebel aus Fässern freigesetzt, um den Angreifern die Sicht auf ihre Ziele zu nehmen. Dieses Zeug war einigermaßen schädlich, da in der nächsten Umgebung dieser Nebelfässer sämtliche Bäume eingingen. Bis zum ersten Großangriff am 26. Juni 1944 wurde um Moosbierbaum ein Flak-Gürtel von 24 Geschützen eingerichtet. Diese Einheiten wurden aus Wien und aus Wr. Neustadt abgezogen und folgendermaßen aufgestellt: 12
Geschütze
um Asparn |
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