Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 7 • Ausgabe 21 • Dezember 2005

 

Wer kannte ihn nicht, den freundlichen, liebenswürdigen älteren Herrn aus der Heiligeneicher St. Pöltner Straße, der mit nur einer Hand fast genau so seine Arbeit verrichtete und mit dem Fahrrad fuhr als andere mit zwei Händen? Der neunte Teil unserer Serie stellt ihn näher vor:

Franz Buchberger (1919 - 2005)

Franz und Maria Buchberger, geborene Nußbaumer, Landwirtepaar aus Langmannersdorf hatten drei Kinder: den Erstgeborenen, Franz Buchberger, Tochter Maria, später Schmied aus Tautendorf, und Sohn Hans, gefallen im Zweiten Weltkrieg.

Sohn Franz Buchberger verbrachte seine Kindheit und Jugendjahre in Langmannersdorf und verdiente sich sein erstes Geld bei den größeren Bauern mit mähen, fahren mit Pferden, Rüben hacken und ackern - so steht es nämlich in seinem Arbeitsbuch.

Es war nicht einfach, in den Dreißigerjahren ordentliche Arbeit zu finden. 1938 fand er dann eine Anstellung als Pferdekutscher. Leider begann dann der unselige Krieg, und Franz Buchberger musste auch seinen Teil dazu beitragen. Zur Wehrmacht wurde er schon etwas vorher eingezogen. Er diente in der Folge bei der Infanterie an der Ostfront in Rußland.

Dort bekam sein Leben auch eine entscheidende Wendung: In Melin, 80 km nordwestlich von der ukrainischen Hauptstadt Kiew, wurde er am 25. Juli 1941 am rechten Oberarm schwer verwundet. Im Lazarett war die Versorgung mangelhaft, in der Folge wurde er dann nach Wien überstellt und dort stellte man fest, dass der Arm nicht mehr zu retten war. Bis auf einen kleinen Stummel musste der rechte Arm amputiert werden. Seine Tochter, Frau Gertrude Sauer, erzählt heute noch davon, wie ihr Vater von den Blutegeln schilderte, die man ihm damals an die frische Wunde ansetzte, um diese zu reinigen!

Franz Buchberger wurde trotz dieser Verwundung nicht einmal komplett aus der Wehrmacht entlassen, sondern „nur“ in die Reserve versetzt! Das „Eiserne Kreuz“ blieb ihm als Andenken an diese schwere Zeit.

Wieder zu Hause in Langmannersdorf traf er dann auf seine Jugendliebe Maria Pöll, die er kurz darauf, am 6. 3. 1943, ehelichte. Sie bezogen ein Haus, das der Familie Buchinger gehörte.

Arbeit fand er ab August 1942 in der Molkerei in Herzogenburg, und zwar als Kanzleihilfskraft.

Das erste Kind des jungen Paares kam im März 1944 in Langmannersdorf zur Welt - eben Frau Sauer.

Nach Kriegsende bekam Franz Buchberger dann einen Posten als Portier bei der Firma Voith, heute Bekum, in Traismauer. 1946 kam Sohn Franz zur Welt. Ein paar Jahre lebten sie noch in Langmannersdorf, ehe seine Gattin das Haus von ihrem Vater im Ortsteil Mittern-dorf zwischen Traismauer und Stollhofen erbte. Das war 1949. Man zog um und war damit näher an Vaters Arbeitsstätte. Hier kam 1952 auch die Nachzüglerin Maria, heute Frau Kunz aus Erpersdorf, zur Welt.

1954 wurde wieder einmal umgesiedelt, nämlich zurück nach Langmannersdorf. Man stelle sich vor, wie schwer es für diesen Mann sein musste, täglich 16 Kilometer mit dem Fahrrad (mit nur einer Hand!) über Reidling und Gemeinlebarn zur Arbeit nach Traismauer zu fahren, und das auch noch über einen Hügel!

Da er sich in seiner alten Heimat nicht mehr recht wohl fühlte (er wollte unbedingt nach Wien ziehen, seine Frau war aber strikt dagegen, sie wollte nicht in die Großstadt) suchte er in der weiteren Umgebung nach einem Haus. In Heiligeneich wurde man fündig - das Haus von Frau Muhm in der St. Pöltner Straße stand zum Verkauf. Es war 1956, als man wieder einmal umzog - und diesmal endgültig zum letzten Mal!

Heiligeneich wurde zur Heimat, ein bescheidener Wohlstand wurde möglich, da die ganze Familie, auch die Kinder, fleißig arbeiteten.

Da der Vater in der Landwirtschaft aufwuchs, und er diese Arbeiten gerne machte, pachtete er sich einen Weingarten in Trasdorf. Auch ein Keller im Thal war dabei. Trotz seiner Behinderung verrichtete er dank seines starken Willens die schwere Weingartenarbeit. Fast unvorstellbar, wie er mit nur einer Hand, die Haue zwischen die Füße geklemmt, den Boden bearbeitete! Mitte der Sechzigerjahre betrieb die Familie daheim im Wohnhaus drei Jahre hintereinander sogar eine Heurigenschank.

Im Jahre 1969 sperrte die Firma Voith in Traismauer zu und er wechselte wieder die Arbeit. Die Firma Miller, ebenfalls in Traismauer, stellte ihn auch als Portier ein. Bei Schönwetter fuhr er mit seinem einem Moped, das eigens für ihn umgebaut wurde, zur Arbeit, sonst mit dem Zug von Moosbierbaum weg.

Die Jahre vergingen, die Töchter zogen fort, und Sohn Franz, der selber eine Familie gründete und daheim übernahm, begann in den Siebzigerjahren das Haus aufzustocken. Vater Franz, der um diese Zeit in den wohlverdienten Ruhestand ging, half kräftig dabei mit.

Hilfsbereit war er auch in der Pension, sei es, dass er älteren Damen im Garten half oder für sie den Einkauf erledigte, er unterstützte auch seine Freunde vom Kameradschaftsbund tatkräftig.

Auch der sonntägliche Kirchgang war für Franz Buchberger selbstverständlich - fast bis zu seinem Tod war er dort immer anzutreffen.

Ein Sturz beim Einkaufengehen hatte für den fleißigen Mann fatale Folgen. Es begann eine längere Leidenszeit. Er verbrachte immer mehr Zeit im Rollstuhl und wurde bettlägerig.

Am 23. August 2005 lief die Lebensuhr dieses bemerkenswerten Menschens ab. Im Spital in Tulln schloss er für immer die Augen.

Gertrude Sauer, A. Müllner