Moosbierbaumer
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Ein Tag im LebenHeute stellen wir Ihnen einen Mann vor, den Sie alle seit Jahren kennen, der aber trotzdem einer aussterbenden Spezies angehört. Er ist der letzte seiner Art in unserer Gemeinde! Obwohl noch sehr jung, bereichert er seinen Berufsstand durch Engagement, Mut und Können. Und doch liegt die Entscheidung über Sein oder Nichtsein bei uns allen. Die Supermarktketten werden nicht ruhen, bis sie auch die letzten Standhaften von der Landkarte gefegt haben. Darum wünschen wir ihm alles Gute, unserem letzten Greißler! Ich schlage die Augen auf, es ist so wie immer kurz vor 5 Uhr. Trotzdem fängt um Punkt fünf auch noch das Radio zu spielen an, quasi die Versicherung, dass ich nicht verschlafe. Die Morgentoilette dauert nicht allzu lange und schon um halb sechs gehe ich runter ins Geschäft. Kurz denke ich an die Pendler, manche sind schon arm dran und ich wohne oberhalb meines Arbeitsplatzes, ist doch schön! Zuerst schalte ich die Beleuchtung, die Kaffeemaschine und den Backofen ein, dann sperre ich alle Türen auf, die nachts sicherheitshalber versperrt sind. Als Frühstück gönne ich mir einen Kaffee und eine Kleinigkeit vom vortäglichen Essen. Das nehme ich so im Vorbeigehen zu mir. Anschließend gehe ich in den Übernahmekühlraum und kontrolliere, ob die bestellten Waren geliefert wurden. Die Fahrer der Lieferfirmen haben einen Schlüssel und können so selbständig und ohne uns die Paletten und Gitterboxen anliefern. Dadurch ist auch 100%ig sichergestellt, dass die Kühlkette keinesfalls unterbrochen wird. Mit diesem Schlüssel können die Fahrer nur von draußen in den Kühlraum, weiter ins Geschäft aber nicht. Um ¾ 6 kommt das erste Gebäck in den Backofen. Das ist wichtig, weil wir einen Teil davon im Geschäft frisch backen und dazu muss der Ofen vorgeheizt sein. Außerdem beziehen wir noch Gebäck von vier Bäckern aus der Umgebung. Gleichzeitig kontrolliere ich, ob die Mengen und Preise auf den Lieferscheinen mit dem Bestellten und dem Gelieferten auch übereinstimmen. Dies ist allein meine Aufgabe, die nur, wenn ich einmal nicht da bin, von meinem Vater erledigt wird. Jetzt werden die aktuellen Preise in die Kassen eingegeben, auch das ist täglich zu machen, da sich die Preise ja immer wieder ändern. Nun habe ich Zeit und schau einmal, ob in einer Abteilung Not am Mann ist und arbeite dort mit. Bei 25 Angestellten kommt es immer wieder zu Ausfällen und ich habe somit überall einen Überblick. Es ist Punkt 7 Uhr, alles ist bestens vorbereitet, wir sperren auf und es trifft noch eine Lieferung ein, die mich besonders freut: Meine Schwiegermutter bäckt für uns die Mehlspeisen für den Imbiss und liefert pünktlich ins Haus, Danke! Ein Blick auf die Uhr, schon halb elf, endlich habe ich Zeit für mein Hobby, die Getränke. Die mache ich besonders gerne. Nicht nur weil das Handling der Kisten für die Damen sehr beschwerlich ist, nein, mich freut diese Arbeit besonders. Auch hier unterstützt mich oft mein Vater, kaum auszudenken, wenn ich diese Hilfe und die meiner Mutter nicht hätte. Wegen der durchgehenden Öffnungszeit komme ich erst gegen 13 Uhr zum Mittagessen. Jetzt, da wir den Imbiss haben, geht das sehr leicht. Irgendetwas gibt es für mich immer, ich bin da nicht wählerisch. Da Petra in Karenz ist, können wir gemeinsam essen, echt schön! Mit vollem Bauch gehe ich in mein Büro und mache mich über die Buchhaltung her. Das ist eine ganz wichtige Angelegenheit, die mir einen exakten Überblick über die Geschäftsabläufe gibt und eventuell rasche Korrekturen ermöglicht. Warenbewegungen werden im Computer erfasst, neue Etiketten werden gedruckt, Dienstpläne müssen geändert werden, Sonderbestellungen erledige ich auch. Wegen einer Aktion wurden vormittags sehr viele Getränke verkauft, jetzt muss ich rasch wieder beschicken. Die Zeit vergeht wie im Flug, es ist 18 Uhr und wir sperren zu. Jetzt geht es noch einmal richtig zur Sache. Die Frischwaren kommen zurück in den Kühlraum, Geräte und Maschinen werden gereinigt. All das erledigen unsere Damen bis etwa 18 Uhr 20. Ich habe sicher noch bis dreiviertel sieben zu tun mit Geld zählen, Kassa überprüfen und den Tagesabschluss am Computer machen. Um etwa 21 Uhr gehe ich noch einmal hinunter ins Geschäft um etwas zu lüften und zwischendurch überprüfe ich noch einmal das Kühlhaus und die Kühlgeräte. Ein Ausfall hätte für uns schlimme Folgen und schon ein geringer Temperaturanstieg lässt Schäden früh erkennen. Da wir noch Zeit und Lust haben, gehen wir beide noch zum Heurigen zum Gutscher Poldi nach Weinzierl. Mit Freunden ein gutes Glaserl Wein genießen macht uns sehr viel Freude. Zu Hause angekommen, richten wir uns bald zum Schlafen gehen. Der letzte Blick auf die Uhr, kurz vor 23 Uhr. Es war wieder ein langer, aber schöner Tag. Gute Nacht, Petra. Name: Markus Haferl
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