Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 8 • Ausgabe 23 • August 2006

 

Lebensgeschichten

In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen, liebe Leser, einen Mann vor, der auf seine ruhige, bescheidene Art für unser Schul- aber auch Gemeinwesen enorm viel erreicht hat.

OSR Andreas Heneis (1910 - 1995)

Andreas Heneis wurde am 2. 3. 1910 als Sohn einer Bauernfamilie in Traismauer geboren. Seine Kindheit verbrachte er zusammen mit zwei Schwestern und drei Brüdern auf dem Hof.

Nach dem Besuch der Volksschule, später der Bürgerschule in Herzogenburg, absolvierte er anschließend sechs Jahre die Lehrerbildungsanstalt im Internat in St. Pölten, die er 1929 erfolgreich mit dem Reifezeugnis abschloss. Es war dies für ihn eine sehr karge Jugendzeit - oft mit vielen Schikanen im Internat verbunden. Einer seiner damaligen Lehrer war der Bruder des späteren Bundeskanzlers Julius Raab.

In einem einjährigen Intensivkurs legte er die Gymnasialmatura und die Lehrbefähigungsprüfung in Latein ab. Als jüngstes von sechs Kindern war es die Liebe der Mutter, die dem Sohn das Studium ermöglichte. Seine guten Lernerfolge ermutigten ihn, neben dem begonnenen Lehrberuf auch das Studium der alten Sprachen an der Universität Wien zu beginnen.

Seine Lehrtätigkeit nahm Andreas Heneis im Herbst 1930 mit 8 Wochenstunden an der Hauptschule Kirchberg am Wagram als Hilfslehrer auf. 1934 kam er an die Volksschule Heiligeneich und nachdem dort die Lehrverpflichtung auf 30 Wochenstunden angehoben wurde und die Verbindung mit Wien immer schwieriger wurde, brach er nach 6 Semestern das Studium ab.

mit Frau und Kindern
mit Frau und Kindern

Die Militärdienstzeit blieb ihm erspart, da er bei der Musterung für heeresuntauglich erklärt wurde, was sich als Glücksfall erwies. Alle seine Stellungskameraden kamen nämlich später an die Stalingradfront, was kaum einer überlebte. Während der Kriegszeit führte er auch die Dienste des Standesamtes.

In dieser Zeit lernte er auch seine spätere Frau Anna Lang aus Klosterneuburg (ebenfalls Lehrerin an der VS Heiligeneich) kennen, die er im August 1941 in der Stiftskirche Klosterneuburg ehelichte. Zwei Jahre später stellte sich Nachwuchs ein: Tochter Anna wurde am 10. 6. 1943 geboren und lebt heute als Dr. Anni Pucket-Stroh im Raum Los Angeles (USA). Am 4. 7. 1949 kam Sohn Andreas auf die Welt, er bewohnt heute mit seiner Familie das Haus, das seine Eltern im Jahre 1953 in der Kremser Straße in Heiligeneich bauten.

Nach einer dreivierteljährigen Unterbrechung seiner Lehrtätigkeit an der VS Heiligeneich während der Besatzungszeit mit vielen Entbehrungen konnte er am 27. 1. 1947 durch die Bemühungen des damaligen Bezirksschulrates mit Bezirksschulinspektor Anton Matyas an der Spitze wieder seinen Dienst in Heiligeneich antreten. Erwähnt sei hier auch, dass Gattin Anna zehn Jahre hindurch vor allem während der Kriegszeit der VS Heiligeneich gedient hat.

Andreas Heneis begann 1947 Vorgespräche mit den damaligen Bürgermeistern Haselmann (Atzenbrugg) und Lackenberger (Trasdorf) sowie den Gemeindevertretern von Reidling, Würmla und Michelhausen aufzunehmen, um den Schulort Heiligeneich aufzuwerten. Diese Bestrebungen waren bald von Erfolg gekrönt. Am 15. 11. 1947 begann an der Volksschule der erste Winterlehrgang der Landwirtschaftlichen Fortbildungsschule. Am 14. 7. 1948 trat in Heiligeneich eine größere Kommission zur Beratung der Hauptschulfrage zusammen, mit dem Ergebnis, dass mit 6. 9. 1948 bereits das erste Schuljahr der Hauptschule mit zwei Klassen und 59 Schülern aus der ganzen Umgebung unter der Leitung von Andreas Heneis begonnen werden konnte.

Direktor Heneis schilderte am 18. 9. 1948 anlässlich der feierlichen Eröffnung der Hauptschule die Baugeschichte des Schulhauses und betonte, dass zum 60jährigen Jubiläum des Hauses die VS Heiligeneich zur Volks- und Hauptschule erhöht wurde. Es war dies zweifelsohne einer der schönsten Tage in seinem Leben, wie er in der Chronik vermerkte.

Oberschulrat Heneis war nicht nur ein verdienstvoller Lehrer (Deutsch, Geschichte und Geographie) und ein gerechter und konzilianter Vorgesetzter, er war vor allem Begründer und erster Direktor der HS Heiligeneich, deren Geschicke er 27 Jahre hindurch leitete. Am 28. 6. 1974 wurde er zusammen mit SR Heidenreich und HOL Plank von der Hauptschule feierlich verabschiedet. Sein Name bleibt mit dem Auf- und Ausbau der Leopold-Figl-Schule für immer verbunden. Tausenden Schülern gab er sein umfangreiches Wissen und seine große Erfahrung mit auf den Lebensweg.

Er war nicht nur eine große Lehrer- und Leiterpersönlichkeit, er war auch jahrelang Obmann der Bezirkslehrergemeinschaft und darüber hinaus auch im kirchlichen und politischen Leben der Gemeinde führend tätig. Er war Mitbegründer und erster Vorsitzender-Stellvertreter im Pfarrgemeinderat sowie Leiter des Kath. Bildungswerkes und jahrzehntelange Stütze (Bass) des Kirchenchores und des Männergesangsvereines „Franz Schubert“. Er führte über viele Jahre als Obmann auch die ÖVP Atzenbrugg, war Anfang der Sechzigerjahre Mitinitiator der Bildungswochen und war weiters 1974 Gründungsobmann des Verschönerungsvereines Moosbierbaum-Heiligeneich.

Heneis war auch ein begnadeter Redner und Schreiber. So schrieb er jahrzehntelang gewissenhaft die Schulchronik, wie Direktor Georg Metze berichtet. Außerdem schrieb er die Geschichte der Pfarre Heiligeneich, beginnend beim Pfarrgründer Ignaz Wital. Er schrieb auch viele Artikel für die Tullner Bezirksnachrichten, sowie Leitartikel zu den Pfarrbriefen unter Dechant Wagner.

Ehrenbürger Franz Wagner, Andreas Heneis, Eduard Lehrner, Friedrich Haferl
Ehrenbürger Franz Wagner, Andreas Heneis, Eduard Lehrner, Friedrich Haferl

Für seine besonderen Verdienste um die Markt- und Schulgemeinde Atzenbrugg wurde ihm im Jahre 1960 zum fünfzigsten Geburtstag das Ehrenbürgerrecht verliehen. Anlässlich seines 70. Geburtstages überreichte ihm Generalvikar Prälat Dr. Tampier im Rahmen eines Festgottesdienstes den Hippolyt-Orden der Diözese.

Dir. Heneis war zweifelsohne auch ein sehr belesener Mensch. Er las viele Bücher über den Hl. Augustinus und andere Heilige, beschäftigte sich noch in der Pension mit Latein und Altgriechisch und hat auch am Vereinsleben, so weit es ihm gesundheitlich noch möglich war, rege teilgenommen.

Vielleicht noch ein anderer Mosaikstein aus seinem Leben, den sicher viele seiner Mitmenschen und auch ich nicht kannten: Oberschulrat Heneis führte jahrzehntelang bis 1977 eine meteorologische Beobachtungsstation in seinem Garten. Jahraus, jahrein, Sommer und Winter, hat er dreimal täglich die Wetterdaten abgelesen und der Hohen Warte mitgeteilt. Urlaube kannte er in seinem Leben kaum. Denn die Wetterstation musste ja täglich betreut werden!
1978 war ein Schicksalsjahr in seinem Leben, als seine Frau Anna nach längerer Krankheit verstarb. Er selbst ist im hohen Alter von 85 Jahren kurz vor Weihnachten, am 20. 12. 1995 im Krankenhaus Tulln verstorben.

Sein segensreiches Wirken in der Schule, in den Vereinen und in der Pfarre bleibt für viele unvergessen und wirkt noch bis in die heutige Zeit.