Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 8 • Ausgabe 24 • Dezember 2006

 

40 Jahre Blasmusik Heiligeneich

Begleiten Sie uns auf einer blasmusikalischen Zeitreise mit den Musikerinnen und Musikern der Blasmusik Heiligeneich.

In den letzten 40 Jahren durften inzwischen drei Generationen die Höhen und Tiefen einer musikalischen Laufbahn miterleben. Höhepunkte gab es viele, sei es die Höchstmusikeranzahl von 60 aktiven Mitgliedern oder Konzertreisen nach Innsbruck, Graz, Wien oder Linz. Das dargebotene Programm reicht von traditioneller Blasmusik bis zu symphonischer Musik. Im diesjährigen Jubiläumskonzert im Turnsaal der Volksschule am 22. April 2006 versuchten wir einen Überblick über unser künstlerisches Schaffen zu geben.

Gegründet wurde die Blasmusik im Jahr 1966 unter dem Gründungsobmann und damaligen Bürgermeister Friedrich Haferl. Als erster und längstdienender Kapellmeister wirkte Peter Haferl, der heute noch als Kapellmeisterstellvertreter im Vereinsvorstand aktiv dem Verein zur Verfügung steht. Wegbereiter waren Kaplan Dr. Beck, Dechant Franz Wagner, Roman Gaißriegler und der Kapellmeister der „Wanderer Partie“ Alt-Kapellmeister Sepp Weber. Einen be-sonderen Beitrag leistete DI Walter Miedler, der die frisch gegründete Kapelle in ihrem anfänglichen Wirken tatkräftig unterstützte. Er war es auch, der jene freundschaftlichen Kontakte mit der Blasmusik Königstetten herstellte, die bis heute bestehen.

Die ersten Instrumente waren noch in der „hohen Stimmung“, da die Anschaffungskosten beträchtlich hoch waren und Geld Mangelware war. Heute wird in „Normalstimmung“, das heißt Klarinetten, Trompeten, Flügelhörner, Tenorhörner in B und Flöten, Posaunen und Bässe in C gestimmt. Wir verfügen auch über eine Besonderheit, eine der wenigen noch vorhandenen Ventilposaunen, in B gestimmt, kommt in unserem Orchester zum Einsatz. Erst nach der Gründung konnten langsam diese neuen Instrumente in B-Stimmung und Noten angekauft werden. Die Gemeinde und die Parteienvertreter im Gemeinderat ließen schon in diesem frühen Stadium der Blasmusik ihre Unterstützung zukommen.

Die ersten Musiker, respektvoll „die Gründer“ genannt, die für heutige Traditionen verantwortlich zeichnen, waren Josef Böck, Wilfried Capraro, Johann Diemt, Alois Edhofer, Rupert Eßbüchl, Peter Haferl, DI Anton Heneis, Günter Heneis, Josef Keiblinger, Ferdinand Mandl, Karl Markl, Klaus Nentwich, Ernst Pirker, Otto Pirker, Franz Quixtner, Leopold Sailer, Josef Stockinger und Leopold Stockinger.

Die konstituierende Generalversammlung fand am 27. Februar 1966 um 10.30 Uhr im Gasthaus Böhm (Postrihac) in Heiligeneich statt. Als Vereinszweck wurde die Pflege der Blasmusik in der Pfarre Heiligeneich angegeben. Das Motto unter dem wir in den letzten Jahren aufgetreten sind lautet „Blasmusik einmal anders“, aber der Verein besinnt sich immer wieder seiner Wurzeln. So werden traditionell die kirchlichen Feste im Jahreskreis musikalisch umrahmt. Sei es die Auferstehungsfeier zu Ostern, der Fronleichnamsumzug oder das Weihnachtsliederblasen vor der Christmette.

Der Wunsch, den der Gründungsobmann bei der ersten Generalversammlung äußerte, wurde beim 25-jährigen Bestandsjubiläum von seinem damaligen Nachfolger DI Anton Heneis erneuert und steht heute mit unserem derzeitigen Obmann Markus Haferl noch immer im Mittelpunkt unseres Handelns: Die Pflege der Kameradschaft und Zusammenarbeit.

Zusammengehörigkeitsgefühl kommt nicht nur durch das gemeinsame Musizieren auch durch das Tragen einer einheitlichen Kleidung – in unserem Fall einer Uniform. Weinrote Jacke mit gelben Borten, schwarze Hose, weißes Hemd, rotes Gilet, schwarze Krawatte und eine weiße Kappe. Diese Uniform konnte schon im Jahr 1966 angeschafft werden. Im Laufe der Zeit wurde sie mehrmals erneuert und in den 90er Jahren auch um das Gilet erweitert. Seit unserem Jubiläumsfest am 8. und 9. Juli, welches bei schönstem Wetter im Pfarrgarten stattfand, werden die Musiker auch mit Pololeibchen ausgestattet, um bei gemeinsamen Freizeitaktivitäten einheitlich gekleidet zu sein.

Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht durch die gemeinsame Kleidung, durch gemeinsames Musizieren und durch gemeinsam erlebte Situationen. Darunter fallen neben den „traditionellen“ Auftritten auch Ausflüge. Von je her versuchen wir auswärtige Auftritte mit einem Rahmenpro-gramm zu versehen und auch neue Kontakte mit anderen Kapellen zu knüpfen. So hatten wir in den 80-er Jahren engen Kontakt zu den „Ampassern“. In den 90-er Jahren waren wir in Kärnten (Gurktal). Und im Jubiläumsjahr sind wir nach Kärnten gefahren um die Stadtkapelle Hermagor zu besuchen. Ein weiterer Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war der Ausflug nach Polen zu unserer Partnergemeinde Jezowe, der im Juli des Jubiläumsjahres stattfand. Unsere polnischen Freunde haben uns zum „50-Jahr-Jubiläum Marktgemeinde Atzenbrugg“ besucht.
Schon im ersten Jahr nach der offiziellen Gründung galt es den Tag der Blasmusik in Trasdorf zu bestreiten, am Landesmusikfest in Linz teilzunehmen und das erste Hin- und Her Konzert mit der Blasmusik Königstetten zu gestalten. Dieses gemeinsame Konzert mit den „Königstettern“ sollte nicht das letzte bleiben und diese Tradition wurde auch mit anderen Kapellen aus dem Bezirk fortgesetzt. So hatten wir 1978 ein gemeinsames Neujahrskonzert mit dem MV Sitzenberg Reidling im Gasthaus Schmid. 2001 formierten sich die „Reidlinger“ und die „Heiligeneicher“ zu einem großen Orchester und spielten jeweils ein Konzert im Schlosshof auf Schloss Sitzenberg und eines im Schlosshof Atzenbrugg. 2005 bildeten wir mit dem MV Michelhausen nicht nur ein gemeinsames Orchester sondern luden uns auch einen Gastdirigenten ein. Unter dem Dirigat von MMag. Andreas Simbeni bestritten wir jeweils einen Konzertteil beim Michelhauser und Atzenbrugger Frühjahrskonzert.

Neben dem Landesmusikfest in Linz nahmen wir auch beim Union Bundessportfest 1971 in Graz teil. Denjenigen, die noch aktiv aus dieser Zeit mitwirken, wird der Bozner Bergsteiger-Marsch den Schlossberg hinauf immer in Erinnerung bleiben. So verbindet jeder Verein und auch jeder Musiker seine individuellen Erinnerungen mit bestimmten Musikstücken. 1979 durften wir zu Gast bei der Musikkapelle in Ampass sein, was 1985 wiederholt wurde. Der Höhepunkt dieser Konzertreise war einerseits ein Auftritt vor dem „Goldenen Dachl“ und andererseits das Aufmarschieren auf der Maria-Theresien-Straße in Innsbruck. Ein fixer Bestandteil unserer Jahresplanung in den Achtziger Jahren war auch der jährliche Auftritt beim Mai-Aufmarsch in Wien. Wir fuhren gemeinsam mit einem Autobus zum Westbahnhof und marschierten von dort Richtung Innenstadt um am Ring zum Rathaus zu kommen und dort vor der Ehrentribüne vorbei zu defilieren. Am Nachmittag wurde traditionell ein Konzert im Schutzhaus „auf der Schmelz“, bei regem Zuschauerinteresse, gespielt. 1993 durften wir das erste Mal nach Kärnten fahren um dort die Familie Isopp kennen zu lernen. Wir eröffneten in Gurk den Zwergerlpark und spielten in Pörtschach einen Weckruf, der allen Beteiligten unvergessen bleiben wird, nicht zuletzt da teilnehmende Pferde neben uns scheu wurden.

Neben der Reisetätigkeit haben wir in den letzten 40 Jahren, unserem Vereinszweck folgend, in der Gemeinde nicht nur Feste musikalisch umrahmt, sondern selber auch ausgerichtet. Das erste war das Bezirksmusikfest in Heiligeneich 1970. Dem Publikum wurde damals eine Marsch- und Konzertwertung geboten. Heute ist das Procedere etwas anders: Jedes Jahr findet in einer anderen Heimatgemeinde einer Musikkapelle der Bezirksarbeitsgemeinschaft Tulln-Korneuburg die Marschmusikbewertung statt. In den letzten Jahren ist es uns immer wieder gelungen, bei diesen Bewertungen ausgezeichnete Erfolge zu holen, in den letzten drei Jahren auch in der Stufe E – der höchsten Bewertungsstufe. In Königstetten durften wir im Jahr 2004 zum 50-jährigen Bestehen der Kapelle mit einer Showeinlage gratulieren. Wir stellten im Rahmen der Bewertung einen 50-iger dar und spielten ein „Happy Birthday“ für die jubilierende Kapelle. Ein paar Wochen zuvor haben wir die gleiche Figur im Rahmen der Markterhebungsfeierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum in Atzenbrugg ebenfalls dargeboten. Die Konzertwertung wird seit geraumer Zeit im November rund um „Kathrini“ im Tullner Stadtsaal abgehalten. Wir nehmen jedes Jahr an beiden Veranstaltungen teil. Die letzte von uns ausgerichtete Marschwertung fand im Jahr 2002 in Atzenbrugg statt, die wie so viele unserer Eigenveranstaltungen vom Wetter nicht unbedingt begünstigt war. 1998 durften wir unser Probenlokal im Keller des Kindergartens eröffnen. Die Gemeinde hat uns die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt und wir haben uns um die akustisch optimale Ausgestaltung selbst gekümmert.

Dies war uns nicht zuletzt Dank der seit 1966 andauernden Unterstützung der Gemeinde, von Sponsoren und vor allem von der immerwährenden Hilfe durch die Gemeindebevölkerung, sei es bei der Sammelaktion für das Musikheim oder des sich jährlich wiederholende Neujahrsblasen, möglich. An dieser Stelle ein herzlicher Dank. Die finanziellen Unterstützungen machen es möglich, dass wir Noten, Instrumente, zum Jubliäumsfest drei neue Tenorhörner und Uniformen ankaufen können. Genauso wichtig sind aber die Anwesenheit und der Applaus unseres Publikums bei den diversen Auftritten.

Noten und Instrumente allein können keine Auftritte bestreiten, dazu bedarf es gut ausgebildeter Musiker. In den letzten 40 Jahren haben schon viele bei uns zu spielen begonnen und einige auch wieder aufgehört, aus den verschiedensten Gründen. Wir freuen uns aber über jedes neue Mitglied und es ist in keinem Alter unmöglich ein Instrument zu lernen, wie uns einige Aktive vorgezeigt haben. In den Anfängen unseres Vereines bis Anfang der 90-er Jahre hat Kapellmeister Peter Haferl die Jungmusikerausbildung noch selbst durchgeführt. Heute haben wir in Heiligeneich eine Zweigstelle der Musikschule Tulln mit der wir kooperieren und die unsere Jungmusikerausbildung übernimmt. Zusätzlich zum Musikunterricht haben wir mit Beginn des neuen Schuljahres ein Jugendorchester gegründet, das von Johann Schiestl, Musikschullehrer an der Musikschule Tulln, geleitet wird.

Unsere Jüngste im Verein, Sandra Jilch, ist 12 Jahre alt. Unser Ältester, Josef Hittinger, gleichzeitig eines der längstdienenden Mitglieder des niederösterreichischen Blasmusikverbandes, feierte in unserem Jubiläumsjahr seinen siebzigsten Geburtstag. Sein Sohn, Josef Hittinger, hat ab 1993 den Verein als Kapellmeister erfolgreich geführt, bis ihm im Jahr 2000 Ing. Johannes Deix auf dieser Position nachgefolgt ist. Die erste Obmannposition hatte Friedrich Haferl inne, der 1980 von DI Anton Heneis abgelöst wurde. Nach mehr als zwanzigjähriger höchst erfolgreicher Tätigkeit stellte Anton Heneis sein Amt zur Verfügung und neuer Obmann wurde im Jahr 2000 Markus Haferl. Es freut uns, dass uns DI Anton Heneis auf der Trompete und als Beirat im Vereinsvorstand erhalten geblieben ist.

Von den Gründungsmitgliedern sind noch aktive Vereinsmitglieder: DI Anton Heneis, Peter Haferl und Günter Heneis. Im Laufe der Jahre mussten wir einige schmerzliche Verluste hinnehmen, namentlich sind das Herr Josef Thallauer, Herr Klaus Nentwich, Andreas Carollus und Ferdinand Mandl jun. Im Jahr 2004 sind Ferdinand Mandl, 1. Flügelhornist und einer unserer Gründer, genauso wie unser Gründungsobmann Altbürgermeister Friedrich Haferl, von uns gegangen. Diese schweren Schläge ließen uns aber nicht verzagen und schweißten die Gemeinschaft noch stärker zusammen.

Nichts desto trotz wollen wir uns bei allen Förderern und Freunden der Blasmusik Heiligeneich recht herzlich für ihre 40-jährige Unterstützung bedanken. Auf dass wir auch in Zukunft in der Lage sein werden unseren Vereinszweck zu erfüllen und uns um die Pflege der Kameradschaft kümmern können. Gedankt sei auch allen Ehefrauen, Ehemännern, Freundinnen, Freunden und Familien sowie Freunden der aktiven MusikerInnen, die ihre Lieben immer wieder im Dienste der Blasmusik entschuldigen. Im Jahr kommt man grob geschätzt auf 100 Blasmusiktermine, seien es Gesamtproben, Gruppenproben und Auftritte dividiert man diese durch 365 Tage beschäftigt sich jeder Musiker fast jeden vierten Tag mit Blasmusik – und das neben seinem/ihrem Brotberuf. Umso mehr freut es uns, wenn nach 40 Jahren unsere Tätigkeit nicht nur als Selbstverständlichkeit gesehen wird, sondern als das was es ist – das künstlerische Ergebnis aus vielen freiwilligen Stunden.