Moosbierbaumer Dorfblatt'l. Unabhängige Moosbierbaumer Dorfzeitung
Jahrgang 4• Ausgabe 11• September 2002
 

REGULIERUNGEN

Die sanfte, kleine Perschling kann nach starken Regenfällen in den Voralpenbergen und -tälern ihres Quellgebietes zu einem reißenden Fluss werden. Nach einer raschen Schneeschmelze oder nach starken Sommerregenfällen kam es regelmäßig zu schweren Überschwemmungen, die Felder, Brücken, Straßen und Gebäude beschädigten oder verwüsteten.

Im Zuge eines bereits 1895 begonnenen Regulierungsprojektes heißt es: "... die bedeutendsten Hochwässer an beiden Bächen (Perschling und Michelbach-Stössingbach) sind im Mai und August 1880, am 29. Juli 1882 und am 7. Juni 1892 eingetreten. Von diesen Hochwässern ist das vom 29. Juli 1882 weitaus das höchste und wird das Entstehen und der Verlauf desselben von den Gedenkmännern wie folgt angegeben: Am Freitag dem 28. Juli 1882 begann es am Vormittag ziemlich gleichmäßig zu regnen. Dieser Niederschlag artete gegen Abend in einen heftigen Gussregen aus. Um zwei Uhr nachts begann bereits das Wasser in bedenklichem Grade zu steigen, sodass der Gedenkmann Herr Zimmermeister Johann Buchberger (Böheimkirchen) bestrebt war, die auf seinem Holzplatze oberhalb der Bezirksstraßembrücke über  den Stössingbach (Michelbach) aufgestapelten Bauhölzer in Sicherheit zu bringen. Das Hochwasser ging ihm zu dieser Stunde bis zum Knöchel. Nach kaum einstündiger Arbeit schwoll das Wasser unter fortwährendem Regen derart an, dass derselbe eiligst den Platz verlassen musste. ...”

Dieser und viele ähnliche Befunde führten schließlich zu mehreren Regulierungsbauten, von denen die wichtigsten angeführt werden sollen:

  1. Bereits vor dem ersten Weltkrieg wurde der Unterlauf von Atzenbrugg bis zur Mündung in die Donau reguliert. Dabei wurde durch eine bei Hochwasser automatisch sich öffnende Wehranlage bei Rust, das Wasser in ein Hochwassergerinne geleitet, das dem ehemaligen Waggraben folgend, zwischen hohen Dämmen auf kürzestem Weg zur neuen Mündung oberhalb von Pischelsdorf führt. Der alte, mäandrierte Lauf durch Rust, Neusiedl und Langenschönbichl blieb dadurch bis heute erhalten.
  2. Dem gleichen Projekt folgend wurde zwischen 1922 und 1925 der Abschnitt zwischen Grunddorf - Langmannersdorf und Atzenbrugg (Langer­Mühle) ausgeführt. Ein schnurgerades Hochwassergerinne entlastet bei Bedarf den alten Bach, der dadurch in seiner Eigenart erhalten blieb und wegen seiner urtümlichen Qualität 1991 zum Naturdenkmal erklärt wurde.
  3. In den Sechzigerjahren wurde die Strecke zwischen Mauterheim und Kapelln und
  4. 1975 jene zwischen Böheimkirchen und Weisching reguliert.

Die bei letzteren gewählte Lösung einer Begradigung und Ausweitung mit massiver Befestigung hat uns einen öden Kanal beschert und die Landschaft sehr viel ärmer gemacht.

Wohl werden die Hochwässer schneller abgeleitet, das Ökosystem aber wurde empfind­lich gestört und man geht heu­te daran, durch Steinwürfe und Sohlstufen wieder Bewegung, Sauerstoff und damit neues Leben in das Gewässer zu bringen.

In einer Zeit zunehmenden Umweltbewusstseins sehen die Menschen nicht mehr nur die Bedrohung durch die Natur, sondern auch ihre Bedeutung für die Lebensqualität. So führte die Initiative von Bürgern zum Naturdenkmal „Alte Perschling" und 1980 zu einer großen Uferbepflanzung in Weisching, bei der mehr als tausend Bäume und Sträucher entlang des Perschlinglaufes gepflanzt wurden.

• Eine kurze Geschichte der Zeit

•Atzenbrugger Almanach


• Die schwarze Muttergottes von Tautendorf

Das literarische Podium

° Vor Langer Zeit

° Naturdenkmal Alte Perschling

° Die Obstbaumallee

° Regulierungen

° Die Schlösser

° Sakralbauten

° Wege

° Das Chemiewerk Moosbierbaum-Pischelsdorf

° An der Mündung